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Links zu Leseproben:

08. Mai 2008
Ein Live-Act-Künstler als Homestylist

10. April 2008
Die Haltbarkeit reifer Frauen und linksdrehender Joghurts

13. März 2008
Mit der Verlockung einer Kerze zur Zielgenauigkeit

14. Februar 2008
Männliche Horizonte verändern sich -
in der Horizontalen

27. Dezember 2007
Ein Blick zurück in Schneegestöber
und Egoismus

25. Oktober 2007
Tag der offenen Tür im Krematorium Dortmund

30. August 2007
Ey Alte, pass auf, ey, ich komm
gleich bei Dich bei

08. März 2007
Für den Bischof eine Gebärmaschine

 

 

 

08. Mai 2008
Ein Live-Act-Künstler als Homestylist

Heidi Klum hat Bruce Darnell. "Die Handetasche muss lebendisch sein!" Ich habe Oskar. Oskar ist der Meinung, dass nicht nur meine "Handetasche", sondern auch andere von ihm bevorzugte Plätze "lebendisch" sein sollen. Mein Badezimmer z.B. vermittelt nach Oskars Besuch den Eindruck eines Ein-Zimmer-Strandbads. Katzenstreu! Wohin der ahnungslose Fuß auch tritt! Um diese erdverbundene Deko etwas luftiger zu gestalten, platziert Oskar zusätzlich tuffig zerfetzte Kleenextücher, die dann zusammengescharrt und schneeschieberartig mit dem Kopf durch den Raum bugsiert werden. Mein persönlicher Homestylist ist eben auch ein toller Live-Act-Künstler! Und was glauben Sie, welch begnadeten Live-Act Sie selbst auf´s Parkett legen, wenn Sie in Ihre "Handetasche" greifen, nachdem ihr Kater seinen Mageninhalt dort entleert hat?! Um diese unvermittelt elektrisierende Lebendigkeit zu spüren, unterziehen sich andere Menschen jahrelanger Therapie, werfen sich an Gummibändern von hohen Türmen oder verkoksen ihr Erbe. Ja, Therapeuten jeder Fachrichtung könnten zu Ruhm gelangen, kämen sie der Beziehung "Männlich mit zwei Beinen" und "Männlich mit vier Beinen" auf den tiefen Grund. Denn eine offenkundig unangenehme Irritation beschleicht den zweibeinigen Mann, wenn ein anderes männliches Wesen, sei es auch vierbeinig und kastriert, sich voller Hingabe in seinen Boxershorts wälzt. "Hält Dein Kater mich für schwul, oder was?" Nun sagen unverständige Menschen: Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal! Diese Ansicht ist definitiv falsch! Seit mehr als 30 Jahren betreuen, erziehen und coachen meine Katzen mich und meine Männer. Madonna z.B. hat sich ein Haus in London kaufen müssen, um dort täglich mit ihrem persönlichen Fitnesstrainer ihren Bodystyling-Übungen nachgehen zu können. Ich habe das nicht nötig! Meine Fitnesstrainer tragen seit mehr als 30 Jahren Pelz. Sie halten mich an, 10 Kilo Säcke mit Streu aus dem Laden, in das Auto und in die letzte Etage zu schleppen. Wissen Sie, wie viel Kilo Streu in 30 Jahren in die oberste Etage zu stemmen sind, wenn Sie mindestens zwei Katzentoiletten haben, die Sie mindestens zweimal in der Woche komplett säubern? Und das ist nur die Streu! Die diversen Zentner an Dosenfutter gar nicht zu erwähnen! Und warum haben meine Katzen mich wie einen Muli schuften lassen? Weil sie mich als ihre Hausangestellte betrachten? Mitnichten! Aus reiner Besorgnis um Gesundheit und Figur haben sie mich treppauf und treppab gejagt. Und?! Ich trage seit meinem 18.Lebensjahr unverändert Kleidergröße 38! Auch meine Männer haben von der pädagogisch wertvollen Hartnäckigkeit meiner Katzen profitiert. Hosen, Hemden, Jacken, Socken werden nicht mehr in loser Schüttung verteilt. Denn ein Vorstand, dessen Hosen regelmäßig von einem Flaum feinster Katzenhaare Mau-Hair veredelt sind, erregt eine andere Aufmerksamkeit, als die, die er erwartet. Und: Sozialer sind meine Männer geworden, sanfter, liebenswerter! Ein Mann, dessen Tag -und Nachtrhythmus von seinem Blackberry bestimmt wird und der dann ein 20 Jahre altes Bündel aus Fell und Knochen in seinem Arm trägt und der alten Katzendame erzählt, dass sie sich mit dem Sterben noch Zeit lassen soll, weil es bald Frühling wird, ein solcher Mann hat eine Ahnung davon bekommen, dass man Leben nicht zwingen kann und dass Menschen und Tiere zerbrechlich sind. Vier Pfoten für ein Halleluja!

 
© Uta Rotermund 2011
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