Nottuln. Sicher,
die Frau ist gut. Sehr gut sogar. Aber sie ist nicht die Klapperschlange,
die zubeißt und tötet. Eher eine Spei-Kobra, die ihr
Gift ins Publikum schleudert und sich dann sammelt, bis neues Gift
produziert ist. Auch in Nottuln.
Ein paar Hundert Menschen füllten das gänzlich voll besetzte
Forum des Gymnasiums, lange bevor Uta Rotermund, alias Dr. Irmgard
Töbel-Schleierkraut, auf Einladung des Aktionskreises Joao
Pessoa und des Gymnasiums ins Rampenlicht tritt. Ganz seicht beginnend:
"Nottulner Land, wo die Misthaufen qualmen, blüh'n keine
Palmen", dann aber immer schriller werdend, bis zur männermordenden
Furie. Sie hat's drauf. Verkörpert mimisch wie dramaturgisch
nahezu alle Typen des Genre: von Trude Herr bis Georg Kreisler.
"Können Männer denken? - aber wozu?" Ihr Paradeprogramm.
"Eigentlich könnten wir alle Männer auf den Mond
schießen. Nur einen bräuchten wir noch für die Fortpflanzung.
Aber auch nicht mehr lange. Dann haben wir das alles im Kühlschrank.
Geschüttelt und gerührt."
Gnadenlos steigt Uta Rotermund in die Politik. Lässt keinen
aus. "Wissen Sie, warum Doris Schröder-Köpf - Doris,
die Halbschwester von Stefan Raab - ihren Namen an den von ihrem
Mann angehängt hat? `Köpf Schröder´ geht doch
wohl nicht." - "Die Köpf hat letztens in einem Interview
gesagt, ihr Gerhard sei wie ein sechser im Lotto. Da frage ich Sie,
wie sieht denn ein Griff ins Klo aus?"
Über die CDU. Was soll aus einer Partei werden, die das Elend
schon in ihrem Namen trägt: "Chaos, Drama, Unheil".
Zu Angela Merkel: "Was hat die Mittelalterliche aus dem Osten
mit ihrer Blumenpott-Frisur nicht alles gemacht, um an die Macht
zu kommen? Sie hat geschuftet, gewühlt, gebaggert - früher
nannte man das Trümmerfrau." - Oder Koch aus Hessen: "Bei
dem kriegt man den Schmierschleier nicht einmal mit Domestos runter..."
Dann der Wechsel vom politischen ins Frauenkabarett, ins "Beziehungs-
oder Laken-Kabarett". "Frauen haben ja keinen Humor. Und
Missverständnisse sind weiblich. Das Grauen ist immer weiblich.
Der Mann an sich - wer auch immer - ist ein Kunstwerk. Die Frau
ist eine einzige Problemzone. Ich sage Ihnen, nicht die Frauen altern.
Es ist der Blick der Männer, der nicht reift. Wir Frauen kennen
das, irgendwann wird jede Brust katholisch - und geht in die Knie."
Beim Thema Sport gesteht die geborene Dortmunderin ihre heimliche
Liebe zum Pott und zum Fußball: "Als Schalke fast Meister
geworden wäre, da weinten ausgewachsene Fußball-Millionäre
am Grab von Kuzorra und sangen `Steh auf, wenn Du ein Schalker bist´."
Zurück bei ihrem Lieblingsthema, stellt sie den Mann mit dem
Hund im Rudel gleich: "Sie streunen überall herum, hinterlassen
ihre Duftnoten, nur leider kann man sie nicht an jeder Autobahn-Raststätte
aussetzen. Aber richtig abgerichtet - so wie ich meinen -, kann
man sie überall mit hinnehmen. Und mit drei Gramm Filmentwickler
im abendlichen Schlummertrunk...
Denn so richtig lernt man den Mann erst nach seinem Tode kennen."
Zweieinhalb Stunden Lachen und Nachdenken. Zum Schluss parodierte
Uta Rotermund eine alte Loriot-Nummer - die des Staubsaugervertreters:
"Es saugt und klopft der Heinzelmann". Loriot wäre
mit dieser Version nicht mal ins Nachtprogramm gekommen.
Dennoch gibt es kein Erschrecken. Uta Rotermund zeigt auch Seele.
Eine verwundete Seele? Vielleicht greift sie deshalb auch niemanden
ernstlich an. Die schlimmsten Fetzen, die giftigsten Spritzer, fügt
sie sich selbst zu. Viel Beifall für die geschliffene Kabarettistin
- mit dem großen Herzen eines Clowns.
Dieter Klein
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