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Nottuln Westfälische Nachrichten Samstag, 22. November 2003

Köpf Schröder und richte Männer ab

Uta Rotermund - eine geschliffene Kabarettistin / Volles Haus im Forum des Gymnasiums

 

Nottuln. Sicher, die Frau ist gut. Sehr gut sogar. Aber sie ist nicht die Klapperschlange, die zubeißt und tötet. Eher eine Spei-Kobra, die ihr Gift ins Publikum schleudert und sich dann sammelt, bis neues Gift produziert ist. Auch in Nottuln.
Ein paar Hundert Menschen füllten das gänzlich voll besetzte Forum des Gymnasiums, lange bevor Uta Rotermund, alias Dr. Irmgard Töbel-Schleierkraut, auf Einladung des Aktionskreises Joao Pessoa und des Gymnasiums ins Rampenlicht tritt. Ganz seicht beginnend: "Nottulner Land, wo die Misthaufen qualmen, blüh'n keine Palmen", dann aber immer schriller werdend, bis zur männermordenden Furie. Sie hat's drauf. Verkörpert mimisch wie dramaturgisch nahezu alle Typen des Genre: von Trude Herr bis Georg Kreisler.

"Können Männer denken? - aber wozu?" Ihr Paradeprogramm. "Eigentlich könnten wir alle Männer auf den Mond schießen. Nur einen bräuchten wir noch für die Fortpflanzung. Aber auch nicht mehr lange. Dann haben wir das alles im Kühlschrank. Geschüttelt und gerührt."
Gnadenlos steigt Uta Rotermund in die Politik. Lässt keinen aus. "Wissen Sie, warum Doris Schröder-Köpf - Doris, die Halbschwester von Stefan Raab - ihren Namen an den von ihrem Mann angehängt hat? `Köpf Schröder´ geht doch wohl nicht." - "Die Köpf hat letztens in einem Interview gesagt, ihr Gerhard sei wie ein sechser im Lotto. Da frage ich Sie, wie sieht denn ein Griff ins Klo aus?"
Über die CDU. Was soll aus einer Partei werden, die das Elend schon in ihrem Namen trägt: "Chaos, Drama, Unheil". Zu Angela Merkel: "Was hat die Mittelalterliche aus dem Osten mit ihrer Blumenpott-Frisur nicht alles gemacht, um an die Macht zu kommen? Sie hat geschuftet, gewühlt, gebaggert - früher nannte man das Trümmerfrau." - Oder Koch aus Hessen: "Bei dem kriegt man den Schmierschleier nicht einmal mit Domestos runter..."

Dann der Wechsel vom politischen ins Frauenkabarett, ins "Beziehungs- oder Laken-Kabarett". "Frauen haben ja keinen Humor. Und Missverständnisse sind weiblich. Das Grauen ist immer weiblich. Der Mann an sich - wer auch immer - ist ein Kunstwerk. Die Frau ist eine einzige Problemzone. Ich sage Ihnen, nicht die Frauen altern. Es ist der Blick der Männer, der nicht reift. Wir Frauen kennen das, irgendwann wird jede Brust katholisch - und geht in die Knie."
Beim Thema Sport gesteht die geborene Dortmunderin ihre heimliche Liebe zum Pott und zum Fußball: "Als Schalke fast Meister geworden wäre, da weinten ausgewachsene Fußball-Millionäre am Grab von Kuzorra und sangen `Steh auf, wenn Du ein Schalker bist´."

Zurück bei ihrem Lieblingsthema, stellt sie den Mann mit dem Hund im Rudel gleich: "Sie streunen überall herum, hinterlassen ihre Duftnoten, nur leider kann man sie nicht an jeder Autobahn-Raststätte aussetzen. Aber richtig abgerichtet - so wie ich meinen -, kann man sie überall mit hinnehmen. Und mit drei Gramm Filmentwickler im abendlichen Schlummertrunk...
Denn so richtig lernt man den Mann erst nach seinem Tode kennen."

Zweieinhalb Stunden Lachen und Nachdenken. Zum Schluss parodierte Uta Rotermund eine alte Loriot-Nummer - die des Staubsaugervertreters: "Es saugt und klopft der Heinzelmann". Loriot wäre mit dieser Version nicht mal ins Nachtprogramm gekommen.

Dennoch gibt es kein Erschrecken. Uta Rotermund zeigt auch Seele. Eine verwundete Seele? Vielleicht greift sie deshalb auch niemanden ernstlich an. Die schlimmsten Fetzen, die giftigsten Spritzer, fügt sie sich selbst zu. Viel Beifall für die geschliffene Kabarettistin - mit dem großen Herzen eines Clowns.

Dieter Klein

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